Zu Gast bei Suhrkamp

Ein Tag bei Suhrkamp

Zahlreiche Einblicke und Erkenntnisse bleiben nach diesem Besuch. Der Suhrkamp Verlag hatte in die Pappelallee 78 zum Bloggertag geladen und erlaubte, hinter den Vorhang  zu blicken. Was sich dahinter verbogen hat? Vor allem Leidenschaft und Herzblut – für die Literatur.

Selbstverständlich hat Suhrkamp als Unternehmen wie andere Buchverlage finanzielle Absichten und definiert sich durch bestimmte Zahlen. Es war jedoch ein Genuss, den Menschen in den unterschiedlichen Abteilungen zu zuhören. Zu merken, mit welcher Hingabe sie an ihre Aufgaben herangehen – wie sie brennen. Wie die Prozesse laufen, bis das Endprodukt und solch ein Kulturgut fertiggestellt wird. Wie die Mechanismen greifen. Wie alles Hand in Hand geht.

Lizenzen, das klingt erst mal trocken wie Müsli ohne Milch, interessante Einsichten gab es dennoch: Vom Verwalten der Nachlässe (Brecht, Hesse, und so weiter), ein Goldschatz, der Backlist bis hin zum Ein- und Verkauf von Rechten – Infos über das A und O. Weiter ging es zur Herstellung und Gestaltung. »Schnabelt« der Deckel? Wie lässt sich eine Idee konkretisieren, auf das Cover bringen? Mit welchem Papier und Kleber soll gedruckt und gearbeitet werden? Buchkunst par excellence! Zwei Lektoren klärten anschließend über den inhaltlichen Feinschliff auf. Wie verläuft so eine Zusammenarbeit mit den Autoren? Was, wenn diese nicht fruchtet? Was, wenn es zu Konflikten kommt? Wie lässt sich ein Debütant aufbauen und etablieren?

Zu Gast bei Suhrkamp

Hierzulande bis vor kurzem eine Unbekannte (doppelt gemoppelt) und noch nicht etabliert, scheint vor allem die Italienerin Elena Ferrante zu sein, die allerdings international mächtig für Furore sorgt. Suhrkamp hat den Zuschlag erhalten, die Damen und Herren freuen sich »Meine geniale Freundin« (Band 1 der Neapolitanischen Saga), dieses Schwergewicht, im September herausbringen zu dürfen. Der Hype wird größer, auch weil niemand weiß, wer (Weibchen oder Männchen?) sich hinter diesem Pseudonym verbirgt. Da verzichtet man gerne auf Lesetouren, anyway. Suhrkamp ist aber vor allem ebenso interessant, weil der Verlag sich nicht davor scheut, osteuropäische Sachen auf den Markt zu bringen, die im deutschsprachigen Raum im Vergleich weniger heiß gehandelt werden. Im Herbstprogramm zumindest ist eine Neuübertragung von Andrej Platonows »Die Baugrube« enthalten, gespannt darf man gleichzeitig auf »Eine Liebe im Kaukasus« von Alissa Ganijewa sein.

Abgerundet wurde die Zusammenkunft mit einem Theaterbesuch (»Mittelreich«, nach dem Roman von Josef Bierbichler) und einer Lesung (»Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen« von Emma Braslavsky). Es war ein Erlebnis bei einem Gastgeber, der es verstand, Gastgeber zu sein.

PS: Trotz der Reise wird auf dieser Plattform fortan nicht ausnahmslos jeder Suhrkamp-Titel über den grünen Klee gelobt oder als Meisterwerk gekennzeichnet. Dieses Augenzwinkern am Rande muss sein. Befürchte ich. Blogger-Kredibilität und so.

PPS: Wer mehr über diesen Tag lesen will, sollte bei Buzzaldrins Bücher oder lustauflesen.de vorbeischauen.

PPPS: Bewegte Bilder sind hier zu sehen:

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9 thoughts on “Zu Gast bei Suhrkamp

  1. Pingback: Ein Tag bei Suhrkamp | Buzzaldrins Bücher

  2. Lieber Ilja,
    ja, schön war´s und so informativ, dass beizeiten der Arbeitsspeicher arg überlastet war. Dass die Suhrkamper mit Herzblut dabei waren und mit ganz besonders strahlenden Augen – so wie ich das auch schon bei anderen Verlagen gesehen habe, es scheint da in Verlagen eine ganz besondere Arbeits-Beziehung zu geben -, das ist mir auch aufgefallen (auch weil ich in einem Umfeld arbeitet, in dem diese Begeisterung oft nicht so vorhanden ist). Und professionelle Distanz ist doch selbstverständlich.
    Viele Grüße, Claudia

    • Liebe Claudia,

      danke dir für deinen Kommentar. Schön war es darüber hinaus auch, sich mal persönlich zu begegnen und kennenzulernen – eine solche Gelegenheit hatten wir bisher noch nicht! 🙂

      LG und bis hoffentlich bald!

      • Das stimmt. Deshalb hat mir unser „Klassentreffen“ ja auch besonders gut gefallen. Mal alle so auf einem Haufen und ganz ich echt. Und endlich mal richtige Gespräche führen können. Also wegen mir hätte es in Berlin auch noch mindestens einen Tag länger dauern können.
        Viele Grüße in den Osten (von der Wupper aus gesehen ist Paderborn ja fast Sibirien, um ein Kölner Sprichwort zu bemühen), Claudia

  3. Pingback: Glücklich bei Suhrkamp. | Klappentexterin

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