Acht Tipps, um als Buchblogger richtig durchzustarten

1.) Schreibe wundervolle Rezis mit ganz vielen Adjektiven wie »fantastisch«, »phänomenal« oder »einmalig«. Nicht vergessen: den Inhalt eines Buches ausführlich wie möglich wiedergeben. Mochtest du die Protagonisten? Waren sie dir sympathisch? Konntest du dich mit ihnen oder ihren Taten identifizieren? Teile das deinen Lesern mit! Sei dir bewusst, welche Kräfte du als Blogger bündelst. Von deiner Rezi hängt ab, wie häufig ein Buch verkauft wird und ob ein Autor existieren kann.

2.) Buchmessen sind ein Muss. Besuche dort alle möglichen Blogger-Veranstaltungen, die Verlage organisieren. Weil diese überlaufen sind, musst du irgendwie aus der Masse herausstechen. Indem du auf den Terminen vielleicht besonders viele Schnittchen futterst. Oder viel Bier oder Sekt kippst. Das schindet Eindruck. In Leipzig oder Frankfurt kannst du auch viele Rezensionsexemplare abgreifen. Du musst an den Ständen mit deinem Hundeblick nur bitte, bitte sagen, etwas betteln. Merke: das richtige Netzwerken geschieht am Abend. Wenn der Literaturbetrieb Durst hat – und trinkt.

3.) Die Bücherauswahl bestimmt deinen Erfolg. Widme dich nur Büchern aus den aktuellen Programmen. Worüber reden alle? Orientier dich an Beststeller-Listen. Verpasse nicht die Buchpreise, Short- und Longlist. Verabschiede dich von Werken aus der Backlist oder Klassikern. Dazu wurde schon alles gesagt – das sind alte Schinken. Spezialisiere dich auf keinen Fall, beispielsweise auf Literatur aus Russland oder Papua-Neuguinea – das ist »special interest«, interessiert nur dich alleine. Und deine Eltern, aus Mitleid vielleicht noch.

4.) Du benötigst ein Profil im Netz – du musst zur Persönlichkeit reifen. Zeige regelmäßig dein Gesicht, damit deine Leser erfahren, mit wem sie es zu tun haben. Schreibe ganz viele Kommentare. Nimm an jeder Facebook-Diskussion teil. Werde in deinen Texten persönlich. Erkläre deine Bloggerauszeiten: Stress im Studium, auf der Arbeit, neuer Partner. Und wenn gar nichts geht: Mach Schluss. Kündige deinen Abschied an. Um es dir dann anders zu überlegen und irgendwann wiederzukommen. Comebacks ziehen.

5.) Flenne auf den Sozialen Netzwerken herum und äußere, wie dein SUB (Stapel ungelesener Bücher) wächst, wächst und wächst. Du kommst gar nicht mehr hinterher. Außenstehende könnten meinen, dass das Lesen dich quält. Aber wieder warst du im Buchladen. Konntest es nicht lassen. Zeige dann deine Neuzugänge. Darauf wartet die Welt. Kassenbons sind doch auch beliebt, oder?

6.) Ein echter Buchblogger kann nicht ohne Instagram. Storys, fix aufgenommen, gehen gut. Wichtig ansonsten: Fotos von Büchern mit sterilem Hintergrund, Cappuccino oder Kakao. Insta steht auf Ungestelltes und Spontanes. Total.

7.) Schmeiß alles hin, Schule, Ausbildung, Job und konzentrier dich nur auf deinen Blog. Werde professionell. Im Literaturbetrieb steckt unheimlich viel Schotter, ähnlich wie in der Autoindustrie. Das Problem? Diese Kulturschaffenden geizen. Wir alle träumen davon: Geld mit diesen Blogs zu verdienen – nur du schafft es. Wenn du all die Punkte aus diesem Beitrag beachtest.

8.) Warte darauf, bis ein Feuilletonist die Buch-Blogger-Szene attackiert. Das ist der perfekte Anlass, um einen Konter zu verfassen. Alle anderen Blogger werden hinter dir stehen, dir den Rücken stärken und sich mobilisieren. Und wenn du eine Durststrecke hast? Analysiere die Blogger-Szene. Wie entwickelt sie sich? Was fällt dir auf? Was läuft schief? Warum machst du das überhaupt? Schieß hin und wieder scharf. Sei unangenehm. Piss einigen ans Bein. Das funktioniert. Jede Wette.

21 thoughts on “Acht Tipps, um als Buchblogger richtig durchzustarten

  1. Danke, danke, danke. Ich bin, so scheint’s, auf dem richtigen Weg. Nur Instagram fehlt mir noch. Da melde ich mich sofort an. lg_jochen
    P.S.: Ein Tipp noch von mir: Setze Dich nie, wirklich niemals, mit Sprache, Stil oder literarischen Kriterien auseinander. Schreibe nur über Coverfotos, Farben von Buchumschlägen und allenfalls darüber, ob Du den Protagonisten des Buches süüüß oder blööööd findest.

    • Ich warte, bis du dich endlich traust – deine Blogger-Typographie zu veröffentlichen. Vielleicht, wenn irgendwann die Zugriffe sinken, siehe Punkt acht … 🙂

  2. Hey =)
    ich finde den Beitrag einfach super und genau deshalb werde ich ihn am Diestag in meinem „Gemeinsam Lesen“ Beitrag verlinken. Ich hoffe das ist dir recht =)
    LG
    Anja

  3. Autsch. Aber das heißt nicht, dass du deinen nischigen Blog ohne die Kaffeeflecken und die exhaltierten Adjektiven nicht mehr weitermachst, oder? Wäre ziemlich unphänomenal. Wollte gerade nachgucken, ob du was über ein Buch von einem Tschenchen namens Topol geschrieben hast – Ddie Schwester heißt es.

  4. Gut gebrüllt. Gefällt mir. In Zeiten der mittleren Verzweiflung habe ich mich manchmal gefragt, ob ich auf dem Zug aufspringen soll. Wie eben die anderen das so machen und dafür ja alle total bekannte Buchblogger sind. Mich dann aber entschieden … dass ich mir dafür zu schade bin. Danke für den Text!

  5. Gut gebrüllt, Ilja 😉

    Ich hätte noch an erster Stelle die unbedingte Notwendigkeit betont, jede »Besprechung« mit dem Abdruck des vollständigen Klappentextes, je hohler desto besser, zu beginnen. Damit wird gleich die Riege, in der man turnt, kenntlich gemacht, was wiederum dem Leser beim Blättern enorm hilft.

  6. Pingback: MONATSRÜCKBLICK/ Mein Lese- bzw. Bloggermonat APRIL´22 – PureBrassBooks.de

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