Eher mittelmäßig war mein Lese-Jahr 2016. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich zu viel Mittelmaß konsumiert habe. Wirklich überragende Bücher kann ich an einer Hand abzählen. So viele gehören nicht dazu – leider. Woran das liegen könnte, weiß ich selbst nicht. Vielleicht wird 2017 in dieser Hinsicht besser, ich hoffe darauf. Anbei noch fünf Werke, die mich trotzallem am meisten begeistert haben. Treue Leser, wir hören 2017 voneinander!
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Alexijewitsch, Swetlana – Tschernobyl
Sensible, literarische Messgeräte hat Swetlana Alexijewitsch erschaffen, um die Nuklearkatastrophe zu verdeutlichen – sie schlagen immer noch aus. Kein Zufall, wie das Werk beginnt und endet. Mit Auszügen von Frauen, die bis zum Schluss ihren Männern mit Zuwendung begegneten, ihnen beistanden. Alles daran setzten, sie mit dem Wundermittel Liebe zu retten – vergeblich.
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Grossman, Wassili – Leben und Schicksal
Dieser epochale und monumentale Roman widmet sich der Stalingrad-Schlacht, geht aber auch weiter. Insgesamt rahmt der Autor ein Bild einer blutrünstigen, verlogenen und verabscheuungswürdigen Zeit, das dann zwischenzeitlich hängend auch mal schief wirkt. Absolute Weltliteratur!
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Ilitschewski, Alexander – Der Perser
Großartig übersetzt von Andreas Tretner wurde dieses unglaublich vielschichtige Werk des Aserbaidschaners Ilitschewski. Die Sprache ist außergewöhnlich, dafür reißt hin und wieder der rote Faden. Trotz der Längen überzeugt der Autor bei dieser außergewöhnlichen Geschichte und Recherchearbeit durch viele Facetten und Feinheiten.
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»Am Morgen weckte ihn ein mörderischer Durst«, so beginnt der Roman. Auch sonst ist der Flaschenboden stets parallel zum Himmel gerichtet. Die zentrale Figur ist allerdings nicht der verkaterte, oder eher dauerstramme Andrej, das wäre zu einfach, sondern eine preußische Pickelhaube. Eine alkoholgetünchte, skurrile und bizarre Satire: Ich habe Tränen gelacht – und das geschieht selten!
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Strunk, Heinz – Der goldene Handschuh
Zersägte Gesichter, krude Gestalten und kümmerliche Existenzen in den 70ern; Heinz Strunk befördert sie alle an den Tresen einer elendigen Absteige auf St. Pauli. Es wird geschissen und gesoffen. Es wird gekotzt und gevögelt. Es wird geprügelt – und auch gemordet. Denn der Autor erzählt auch die Geschichte des Frauenmörders Fritz Honka. Hat was von Clemens Meyers »Im Stein« oder Charles Bukowski – nur besser. Nichts für Zartbesaitete, nichts für schwache Nerven – nichts für eine kleine Schwester. Aber durch und durch gelungen!
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