Der Protagonist blickt in den Spiegel und reflektiert. Wer und was bin ich?
Ich sehe einen Typen, der alle drei Wochen zum arabischen Friseur geht und den Bart stutzt.
Ich sehe einen Typen, der locker gekleidet ist, auf kurzärmlig steht.
Ich sehe einen Typen, der alles sein könnte. Slawe, Türke, Kaukasier oder Deutscher. Malocher, Kaufmann oder irgendwas mit Medien.
Was sehen andere in diesem Typen? »Du liest? Siehst nicht so aus!«, sagen sie.
Der Protagonist blickt in den Spiegel und fragt sich, wie jemand aussehen muss, der viele Bücher liest.
Brille und Ringelsocken wären nicht verkehrt. Schlicht, unauffällig, öko, nerdig, zerzaust müsste man sein, vielleicht weniger Wert aufs Äußere legen.
Und überhaupt. »Du liest? Siehst nicht so aus!« Ist das ein Kompliment? Eine Beleidigung? Nur eine Feststellung?
Der Protagonist blickt in den Spiegel, rümpft die Nase und entschließt, dass ihm scheißegal ist, was andere in ihm sehen. Und macht anschließend was? Schlägt natürlich ein Buch auf.
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Foto: Henrik Pettersson